Ziel des Wahlpflichtkurses ist es, Studierende über den adäquaten Umgang mit Antibiotika aufzuklären. Wie präsent war dieses Thema auf Eurem Hof?
Für mich damals kaum, erst, als ich mein landwirtschaftliches Praktikum (Milchviehbetrieb mit 800 Kühen) absolviert hatte. Dort war Mastitis oft ein Thema. Im Kurs konnte ich an die Erfahrungen des Praktikums anknüpfen - was und wie oft verabreicht wurde und ob dies tatsächlich so richtig war.
Wie sieht es mit der Präsenz im Rest des Studiums aus?
Es wurde relativ zeitig nach dem Physikum zum Thema, durchaus auch fächerübergreifend. Selbst wenn Antibiotikaminimierung per se nicht als Inhalt besprochen wurde, wurden oft Verknüpfungen dazu erstellt.
Werden die Studierenden Deiner Meinung nach in ausreichendem Maße darüber aufgeklärt?
Nein. Ich denke, dass diese Problematik noch nicht in jedem Kopf drin ist.
Was müsste Deiner Meinung nach getan werden, um alle Studierenden für das Thema zu sensibilisieren?
Was bereits geschieht, ist, dass es in Vorlesungen verschiedener Fächer angesprochen wird- das finde ich gut. Auch der Wahlpflichtkurs ist eine tolle Option- wer sich dafür interessiert, kann sich hier eingehender damit beschäftigen. Man sollte allerdings aufpassen, die Studenten mit diesem Thema nicht zu überlasten. Viele hören dann nicht mehr richtig hin. Deshalb wählte ich den Wahlpflichtkurs. Er fand online statt, hatte keine Teilnehmerbegrenzung und ich musste meine Kurse vollkriegen (lacht). Der Kurs ist anders und das fand ich gut. Zudem fand ich den Inhalt wichtig.
Ihr musstet vor und nach dem Kurs Fragen beantworten.
Ja, diese waren allerdings nicht fachlich. Es ging mehr darum, in Erfahrung zu bringen, wie bewusst uns das Antibiotikaproblem ist. Für viele war deshalb der Zwang nicht da, sich das Material wirklich anzugucken- es war ja keine Pflicht. Das war meiner Meinung nach problematisch. Man könnte einen Teil der Fragen den Inhalten widmen, beispielsweise die Hälfte, um den Studenten auch einen Anreiz zu geben, sich damit zu beschäftigen.
Antibiotikaminimierung taucht meist im Zusammenhang mit Großtieren auf. Findest Du, dass diese Materie auch für Kleintierärzte relevant ist?
Meiner Meinung nach ist die Antibiotikaminimierung bei Kleintieren mindestens genauso wichtig. Viele Ärzte stellen auf Anhieb eine Diagnose (,,Das ist bestimmt …“), ohne etwas getan zu haben. Auch in der Humanmedizin wird selten ein Abstrich genommen, um zu ermitteln, ob es sich um einen Virus oder ein Bakterium handelt. Die Besitzer fordern aber auch, dass der Tierarzt etwas macht, auch bei Erkrankungen, bei denen eigentlich keine Medikamente notwendig sind.
Wird man Deiner Meinung nach im Studium ausreichend über Alternativen zur Antibiotikagabe aufgeklärt?
Und wird oft gesagt ,,Lasst es“, aber nicht, was wir stattdessen tun sollen.
Hast Du selbst Ideen?
In einem anderen Wahlpflichtkurs wurde das ebenfalls angesprochen. Man könne beispielsweise pflanzliche Mittel verwenden, was allerdings nicht gegen alles wirkt, oder mit Phagen behandeln, wobei in diesem Bereich noch nicht ausreichend Forschung betrieben worden ist. Vielleicht wurdenuns deshalb keine Alternativen aufgewiesen, weil sie alle noch zu unsicher sind. Man sollte definitiv die Forschung in diesem Punkt aufrüsten.
Du hast ja bereits in deiner Kindheit mit Großtieren zu tun gehabt. Wie haben die Ärzte dort das Thema Antibiotika gehandhabt?
Soweit ich das mitbekommen habe, gehört er nicht zu denen, die sofort Antibiotika spritzen. Er war aber auch nicht oft in Ställen unterwegs. Das meiste machen die Landwirte ja heutzutage selbst. Ich denke, die meisten Ärzte gehen richtig damit um. Die schwarzen Schafe reißen allerdings alle mit runter.
Einige Tierärzte verwenden homöopathische Mittel, auch gegen Infektionen. Wie stehst du dazu?
Ich bin da eher skeptisch. Wirkt es tatsächlich oder ist es nur ein Placeboeffekt? Viele möchten sich darauf nicht stützen.
Faszinierenderweise genesen tatsächlich viele Tiere durch Homöopathika.
Uns wurde gesagt, dass die Stimmung des Besitzers Einfluss auf das Tier hat. Letztendlich ist es auch bei uns Menschen so. Wenn wir krank sind, fühlen wir uns besser, wenn uns jemand sagt ,,Das wird schon“, als wenn man als kranker Patient behandelt wird. Diesen Effekt sollte man vielleicht nutzen. Die meisten Besitzer sind zufrieden, wenn behandelt wurde- und übertragen diese positive Stimmung auch auf das Tier.
Mit welchen Erwartungen bist du in den Wahlpflichtkurs gegangen?
Ich hatte keine Erwartungen, ich lasse mich in der Hinsicht gerne überraschen.
Welche Vorkenntnisse hattest du hinsichtlich Antibiotikaresistenzen, aber auch Aufklärungsmaßnahmen?
Das Thema ,,Antibiotikaresistenzen“ und alles, was dazu gehört, war mir schon in ausreichendem Maße bekannt, allerdings könnte ich nichts über Aufklärungsmaßnahmen sagen. VetMAB war mir bisher nicht bekannt.
Das ist ja auch eher unter den „fertigen“ Tierärzten verbreitet. Wie findest Du generell Online- Fortbildungen, die auch anerkannt werden?
Wenn ich mir vorstelle, ich bin von Montag bis Freitag dienstlich unterwegs, möchte ich mir an sich kein Wochenende frei schaufeln müssen, um zu einer Fortbildung zu fahren. Insofern sind Fortbildungen im Internet ganz praktisch, gerade für Selbstständige.
Aber fehlt da nicht der Austausch mit Kollegen, den man auf einer Konferenz hätte?
Ich denke, dass dieser Austausch auch außerhalb der Fortbildungen ausreichend möglich ist.
Wirst Du die Kursunterlagen aufheben, weil du denkst, dass du diesen Stoff zukünftig gebrauchen könntest?
Definitiv, vor allem das Grundlagenmodul.
Waren die Vorträge gut verständlich für Dich?
Ich habe immer geglaubt, das Thema wäre schwer. Allerdings habe ich auch ohne Vorkenntnisse alles verstanden. Teilweise hat man dann doch gemerkt, dass bereits gelernte Inhalte aus beispielsweise Mikrobiologie wieder abrufbar sind.
Also sollte der Kurs eher für Semester angeboten werden, die bereits Fächer wie Mikrobiologie oder Pharmakologie hatten?
Nicht unbedingt. Wer sich wirklich dafür interessiert und damit beschäftigt, wird keine Probleme haben, dem Kurs zu folgen. Trotzdem ist es sicherlich von Vorteil, die Vorklinik bereits hinter sich zu haben und parallel in Kursen wie Mibi unterrichtet zu werden.
Du hast bereits angesprochen, dass sich die meisten Studierenden den Stoff vermutlich gar nicht erst angeguckt haben, da kein fachlicher Test abverlangt wurde. Andere Online- Wahlpflichtkurse laden alle zwei Wochen eine bestimmte Menge an Stoff, sowie Fragen dazu hoch. Anschließend wird bei Facebook darüber diskutiert. Studenten, die nicht an dem Austausch teilnehmen, wird der Schein nicht gegeben.
Das finde ich sinnvoll. Das würde dazu anregen, sich wirklich mit dem Thema zu beschäftigen.
Gab es während des Kurses Aha-Momente?
Viele Sachen waren natürlich neu, einige führen dazu, dass man bestimmte Zusammenhänge plötzlich verstand. Das, was ich von einem guten Kurs erwarte, wurde erfüllt.
Glaubst Du, dass Tierärzte ausreichend über Antibiotikaresistenzen und Alternativen aufgeklärt sind?
Wenn mir das Thema bereits im 5. Semester derart bewusst ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass man nach dem Studium keine Ahnung davon hat und sich im Berufsleben nicht damit auseinandersetzt. Viele geben dennoch unbedacht Antibiotika ab- schließlich bringt ihnen das Geld ein. Aber nach 11 Semestern Studium kann man keine Unwissenheit vorschieben.
Siehst Du es als deine Aufgabe an, als Tierarzt Landwirte über Antibiotikaresistenzen aufzuklären?
Ja, definitiv. Unsere Aufgabe ist es, die Tiergesundheit zu verbessern. Dafür muss man auch Aufklärungsarbeit leisten, und nicht nur Medikamente verschreiben.
Liebe Marie, wir bedanken uns herzlich dafür, dass Du Dir die Zeit genommen hast und wünschen Dir viel Erfolgt für dein weiteres Studium!